Ich habe heute
ein paar Blumen nicht gepflückt,
um Dir ihr Leben zu schenken.
Christian Morgenstern
1871–1914
Das Brodowinseebruch war einst eine große Bucht, die allmählich verlandete und zum Röhrichtmoor wurde. Für lange Zeit, sicher bis in die 1950er Jahre, wurde das Moor regelmäßig
mit der Sense gemäht und das Mähgut als Einstreu (auf Brodowinerisch auch „Streuseln” genannt)
in den Ställen verwendet. Seit den 1960er Jahren lohnte das jedoch nicht mehr. Die PWF (Produktionsgenossenschaft werktätiger Fischer Parsteinwerder) nutzte das Moor jetzt zur Rohrgewinnung, um
daraus Schilfmatten zu produzieren. Später verbuschte das Moor von den Rändern her, und in den trockenen Sommern 2003 und 2006 begannen auch im Zentrum Büsche und Erlen aufzuwachsen.
Ab 2008 begann der Ökodorf-Verein, mit Zustimmung der Eigentümer das offene Röhrichtmoor wiederherzustellen. In den Jahren 2008 bis 2011 entnahm der Verein zunächst die randlichen Gehölze, zog
die Stubben mit einem Bagger heraus und mähte einen Teil der Schilffläche
manuell. Im Winter 2015/2016 wurde schließlich die gesamte Fläche mit einem Raupenfahrzeug gemulcht und seitdem jedes Jahr wechselseitig zur Hälfte mit einer leichten Pistenraupe gemäht.
Heute lässt sich im Bruch die typische Moorvegetation wieder erleben:
Außer Schilf und verschiedenen Seggenarten wachsen hier Sumpffarn, Sumpfblutauge, Strauß-Gilbweiderich, Wasserschwertlilie, Sumpfdotterblume, Wasserminze, Wasserfeder und die seltene
Scheinzyper-Segge. In den randlichen Wasserflächen laichen Moorfrösche, Molche und Rotbauchunken.
Besonders nach dem Mulchen und der ersten Mahd der Fläche brüteten Kiebitze und Bekassinen erfolgreich und in recht hoher Dichte. In den Röhrichten kommen die wie ein Schwein quiekende Wasserralle, das seltene Tüpfelsumpfhuhn, verschiedene Rohrsänger- und Schwirlarten sowie in manchen Jahren auch die Rohrdommel und die sehr seltene Kleinralle vor.
Am Südrand des Bruchs, in der Übergangszone vom Röhrichtmoor zu den südlich angrenzenden, etwas höher gelegenen Flächen, liegt die Ouartsche Wiese. Nach teilweiser Nutzungsaufgabe war sie bis zum Jahr 2009 in den feuchteren Teilen weitgehend mit Gebüsch und Erlen zugewachsen. Im Winter 2009/2010 wurde sie von den Gehölzen befreit und wird seitdem ein- bis zweimal jährlich zur Heunutzung gemäht. So konnte sie sich über die Jahre regenerieren.
Heute wird die blütenreiche Feuchtwiese von so prächtigen Pflanzen wie Sumpfdotterblume, Kuckuckslichtnelke, Beinwell, Breitblättrigem und Steifblättrigem Knabenkraut, Gelber Wiesenraute und
Trollblume geprägt. Im nassesten Bereich wächst das seltene, bis zu zwei Meter hohe Moorgreiskraut. Die Ouart‘sche Wiese ist heute eine der schönsten Moorwiesen der Region.
Zahllose Käfer-, Heuschrecken- und Schmetterlingsarten tummeln sich hier. Die Wiese ist nach der langjährigen Eigentümerin, der Familie Ouart, benannt. Dieser Name deutet übrigens, wie auch andere französischstämmige Namen wie Villain, Rouvel oder Dupont, auf die Besiedlung der Region durch Hugenotten zum Ende des 17. und am Anfang des 18. Jahrhunderts hin. Die Hugenotten waren Glaubensflüchtlinge aus Frankreich und Flandern.
ACHTUNG: Die Wiese ist klein und trittempfindlich. Bitte betreten Sie diese nicht und
pflücken Sie keine Blumensträuße! Wir wissen, dass man die Farbenpracht am liebsten
mitnehmen möchte, aber die Schönheit würde in Ihrer Hand schnell vergehen und den
nächsten Wanderer nicht mehr erfreuen können.