„In den Wäldern
sind Dinge,
über die nachzudenken
man jahrelang im Moos
liegen könnte.“
Franz Kafka
1883–1924
Im Elsbruch stehen Erlen einzeln oder gruppenweise auf kleinen Inselchen im tiefen Wasser. Das erklärt den Namen: Els leitet sich vom niederdeutschen Wort für Erle ab. Seggenbulten und Wasserschwertlilien bilden die Bodenvegetation, dazwischen dominieren offene Wasserflächen. Die Wasserfeder, ein Primelgewächs mit fein aufgefiederten Unterwasserblättern, erhebt im Mai und Juni ihre weißen Blütenstände über die Wasseroberfläche.
Im Gegensatz zu den Torfmoosmooren am nördlichen Fennweg sind Erlensümpfe von meist kalk- und nährstoffreichem Grundwasser gespeist und durchströmt. Sie sind typisch für die Grund- und Endmoränenlandschaften des Biosphärenreservats. Mit insgesamt etwa 3.500 ha sind solche Erlenbrüche besonders in den Senken der hiesigen Buchenwälder verbreitet. Über Jahrtausende waren Erlensümpfe ein wichtiger Teil der vom Menschen nicht oder kaum beeinflussten Naturlandschaft.
„Zwar unterscheidet sich das Land nach seiner Gestalt durchaus, doch
ist es im Allgemeinen entweder von schaurigen Wäldern oder abscheulichen
Sümpfen bedeckt.” Tacitus: „Germania”, 98 n. Chr.
Erlenbrüche beherbergen eine besondere Vogelwelt: Typisch sind die Kraniche, die auf Inseln und Bulten brüten. Über 550 Paare brüten im Biosphärenreservat, der größte Teil davon in Erlensümpfen. Von hier aus unternehmen die Kraniche zu Fuß weite Ausflüge in die umgebenden
Wälder, wo sie neben Insekten, Spinnen und Würmern auch Eicheln und Bucheckern suchen. Von März bis Anfang April hallen morgens die Wälder wider von ihren lauten und klangvollen Trompetenkonzerten. Während des Brutgeschäfts leben die großen Vögel dagegen sehr heimlich und versteckt.
Eine ornithologische Kostbarkeit der Erlenbrüche ist der Waldwasserläufer. Der etwa amselgroße Schnepfenvogel mit langem Schnabel und langen Beinen brütet in alten Drosselnestern. Im Flachwasser sucht er nach Nahrung. Im März und April lassen sich die ausgedehnten Singflüge
der Männchen über dem Wald gut beobachten. Auch die prächtigen Schellenten leben im Elsbruch. Sie brüten meist in Schwarzspechthöhlen. Nach dem Schlüpfen springen die Küken oft aus großer Höhe aus ihrer Baumhöhle auf den Waldboden und werden dann von der Mutter zum Wasser geführt.
Wasserwirtschaft im Fenn und in der Choriner Endmoräne Die meisten Seen und Moore in der Jungmoränenlandschaft sind ohne oberirdischen Zu- und Abfluss. Sie liegen in sogenannten Binneneinzugsgebieten. Beginnend mit den Zisterziensern im 13. und 14. Jahrhundert wurden diese Feuchtgebiete mit künstlichen Gräben verbunden und entwässert, um die Flächen nutzbar zu machen. Ende des 20. Jahrhunderts gab es kaum ein Moor oder Erlenbruch, das nicht entwässert wurde. Dadurch degradierten diese Lebensräume und viele typische Tier- und Pflanzenarten verschwanden. Der Grundwasserstand sank großräumig ab.
Nach Einrichtung des Biosphärenreservats 1990 wurden Entwässerungsgräben verschlossen und die früheren Binneneinzugsgebiete wiederhergestellt. Moore und Erlenbrüche konnten sich wieder regenerieren, der Grundwasserkörper füllte sich allmählich auf. Heute führen die meisten Erlenbrüche selbst in trockenen Sommern noch Wasser.
Auch das Elsbruch wurde früher zum Großen Plagesee hin entwässert. Am Infopunkt kann man sehen, wie der Abfluss durch kleine Steindämme unterbrochen und das Gebiet wieder angestaut wurde. Solche kleinen Staue finden sich auch entlang des Fennweges, der Olbergstraße, des Weges nach Sandkrug und an weiteren Stellen.