Station Kleiner Plagesee

Kernzone Plagefenn

Die nutzungsfreie Kernzone des Plagefenns beginnt am Ufer des Kleinen Plagesees unterhalb des Infopunkts und erstreckt sich auf 280 ha westlich der Pfl asterstraße von Brodowin nach Liepe bis zum Fennweg auf der Westseite des Seen- und Moorkomplexes.

 

Auch außerhalb der Kernzone lassen sich zwei Naturphänomene eindrucksvoll erleben: Die  Hirschbrunft im August/September und die Einflüge Hunderter Kraniche zum Schlafplatz besonders im Herbst (September-November). Hirschröhren und Kranichtrompeten mischen sich in dieser Zeit zu einer eindrucksvollen Klangatmosphäre.

 

Von der Infostation aus lassen sich kreisende Milane, Wespenbussarde, Weihen, Adler und Schwarzstörche erspähen. Auf dem Kleinen Plagesee haben Flussseeschwalben, Lachmöwen,  Haubentaucher und Graugänse ihre Kinderstube. In manchen Jahren sind sogar die dunklen Rufe der Rohrdommel zu hören. Über den sandigen Äckern erklingt das melancholische Lied der Heidelerchen.


Motorenlärm im Schutzgebiet

Auch Schutzgebiete sind nicht vor Autoverkehr gefeit: Ab 1960 brachte eine große Auto-Rallye Partystimmung – wie berichtet wird, mit großem Lärm und Gestank – in die Region. Im Frühjahr, wenn die Seeadler schon brüteten und die Kraniche zurück waren, rasten bei der Parstein-Rallye des VEB Pneumant Reifenkombinats Fürstenwalde an die 100 Autos in Höchstgeschwindigkeit  über die alten Pflasterstraßen im Schutzgebiet. Reimar Gilsenbach, Eberhard Rau und Mitstreiter aus Brodowin und Eberswalde protestierten jahrelang und erreichten einen einmaligen Stillstand – doch der Erfolg war nur von kurzer Dauer.

Bald erfuhren die Kritiker, dass der Sohn des Chefs der Staatssicherheit Erich Mielke im  Rallyevorstand saß. „Es gab dann so eine Kampfsitzung im Rat des Kreises Eberswalde, und da erlebte ich den Reimar, wie er ohne jegliche Scheu, prägnant formulierend, diesen ganzen Funktionärstypen alles ins Gesicht sagte. Das war sehr selten in der DDR, kuschen war die Regel. Das hat mich stark beeindruckt“ (Hannelore Gilsenbach, taz vom 30.07.2007). Später schrieb Reimar Gilsenbach ein Lied über die Auto-Rallye, weil die politischen Mittel erschöpft waren.