Station Kleiner Rummelsberg

Der Kleine Rummelsberg ist wohl der beliebteste Aussichtspunkt in der südlichen Uckermark und bildet wegen des einzigartigen Blicks in die wunderbare Landschaft für viele den Höhepunkt der hier verlaufenden Wanderwege. Die sanften Hügel Brodowins sind hier besonders schön erlebbar.
Im Steppenrasen des Kleinen Rummelsberges wachsen Pflanzen mit so schönen Namen wie Haar-Pfriemengras, Sand-Strohblume, Natternkopf-Habichtskraut und Sibirische Glockenblume. Am Osthang blüht der Gewöhnliche Wundklee auffällig hellgelb. Besonders am Südwesthang wachsen zudem Berg-Haarstrang, Schopf-Kreuzblümchen, Kleiner Wiesenknopf, Tauben-Skabiose, Saat-Esparsette und Skabiosen-Flockenblume.


Der Kleine Rummelsberg ermöglicht mit seiner filigranen wertvollen Steppenrasen-Vegetation eine reichhaltige und vielfältige Insektenfauna mit seltenen Arten der Wildbienen, Tagfalter und Widderchen. Eine Besonderheit unter den Schmetterlingen ist hier der Zwergbläuling (Cupido minimus), der allerdings nicht in jedem Jahr hier gefunden wurde. Weitere typische Schmetterlingsarten am Kleinen Rummelsberg sind Großes Ochsenauge, Hauhechel-Bläuling, Schwalbenschwanz und Schachbrettfalter.


Der Ökodorf Brodowin Verein hat den Berg gekauft, um ihn als Aussichtspunkt und  Steppenrasenhügel zu erhalten. Erhalt und Pflege durch Beweidung erfolgen durch die Schafe und Ziegen vom Demeter-Hof Schwalbennest.


Um dem starken Feind des Steppenrasens, dem dicht wurzelnden Landreitgras, sowie den Büschen und Bäumen ihre Stärke zu nehmen, sind in mehrjährigen Abständen Arbeitseinsätze des Vereins erforderlich. Dabei werden das Landreitgras gemäht und dornige Schlehengebüsche abgeschnitten. Bäume werden aus dem Boden gezogen oder abgesägt. Bei den Pflegeeinsätzen surren die Handsensen, kreischen die Freischneider und rattert die Motorsäge. Danach herrscht wieder himmlische Ruhe, und die bunten Rasen danken mit ihren Blütenköpfen.


Entstehung des Kleinen Rummelsberges

Von der Entstehung her ist der Kleine Rummelsberg ein Kame. Der Begriff „Kame“ bzw. „Kames“ stammt vom schottischen Wort „kaim“ ab und bezeichnet eine Erhebung in einer sogenannten Eiszerfallslandschaft.

 

Als vor ca. 15.000 Jahren der Gletscher um Brodowin abzutauen begann, bildeten sich im abschmelzenden Eis Becken heraus, die sich rasch mit Schmelzwasser füllten. Das Inlandeis taute nur in den seltensten Fällen ganz gleichmäßig ab. Dort, wo es schneller abtaute, bildeten sich die Becken. Typisch für einen Kame ist, dass er überwiegend aus sortierten Ablagerungen (Ton, Schluff, Sand) besteht und charakteristische Schichtungsmuster wie Störungen und Verwerfungen aufweist.


Zu den Kames gehören um Brodowin neben dem Großen und dem Kleinen Rummelsberg, die beide von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (Dr. Olaf Juschus und Studenten) sowie Mitarbeitern des LBGR Brandenburg (Dr. Norbert Schlaak und Slawomir Kowalski) genauer untersucht wurden, wahrscheinlich die meisten Erhebungen in der nahen Umgebung von Brodowin.


Eiszeitliche Landschaft (Erläuterung zum Landschaftsmodell auf dem Kleinen Rummelsberg)

Das Brodowin-Pehlitzer Kuppen- und Kleinseenland ist das Paradebeispiel für eine eiszeitlich geprägte Landschaft. Obwohl das Gebiet während der letzten Eiszeit nur etwa 10.000 Jahre vom Gletscher bedeckt wurde, so haben doch die bis zu 40 m mächtigen Ablagerungen die Landschaft entscheidend geformt.


Hier finden sich typische Elemente der eiszeitlichen Landschaft in seltener Vollständigkeit: Endmoränen-Bögen mit ausgedehnten Buchenwäldern, wellige und kuppige, meist ackerbaulich genutzte Grundmoränen, sandige Kames-Hügel mit Steppenrasen, aus Toteisblöcken hervorgegangene Kleinseen, Moore und Geländehohlformen (Feldsölle) und ganz verschiedene, eiszeitlich geformte Seentypen.


Der 360-Grad-Blick in die Landschaft

Beginnend mit Blick nach Norden auf den großen Parsteinsee sind im Uhrzeigersinn folgende Landschaftselemente vom Kleinen
Rummelsberg aus zu sehen:

 

1. Der etwa 1.100 ha große Parsteinsee ist ein bis zu 30 m tiefer Zungenbeckensee, der auch von Glazialen Rinnen durchzogen wird. Auch das vielzitierte Toteis spielte bei seiner Entstehung eine Rolle. Der See wird im Wesentlichen von Grundwasser gespeist und ist ein mäßig nährstoffarmer, kalkreicher Klarwassersee mit Sichttiefen von 5-8 m und ausgedehnten Unterwasserrasen aus Armleuchteralgen.


2. Das im Nordosten auf der anderen Seite des Parsteinsees sichtbare Dorf Parstein mit seinem charakteristischen Kirchturm liegt an der Grenze des Biosphärenreservats.


3. Die im Nordosten hinter Parstein und Richtung Angermünde sichtbaren Windräder markieren zugleich die östliche Grenze des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin. Sie stehen dort in einer typischen, meist  ackerbaulich genutzten Grundmoränenlandschaft.


4. Die teilweise bewaldeten Hügel am Horizont liegen in Polen auf der anderen Seite des unteren Odertales.


5. Koppelsberg: Der ostnordöstlich vor dem Parsteinsee gelegene Nachbarhügel ist
wahrscheinlich auch ein Kame. Zu DDR-Zeiten wurde er mit Lärchen aufgeforstet,
so dass der bunte Steppenrasen  verschwand. Die großkronigen, uralten Eichen am rechten Rand markieren die Stelle, an der noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts Großsteingräber aus der Jungsteinzeit zu bewundern waren.


6. Im Osten, hinter der Pehlitzlake (Bucht des Parsteinsees) und der kleinen Siedlung Pehlitz, beginnt mit den „Wurzelbergen“ der bewaldete Parsteiner Endmoränenbogen, der weiter im Südosten und Süden das Brodowiner
Becken umrahmt und damit die Eisrandlage markiert.


7. In der weiträumigen Feldflur der kuppigen Grundmoräne ragt im Südsüdosten der benachbarte Große Rummelsberg hervor. Er ist einen halben Meter höher als der Kleine Rummelsberg. Es handelt sich ebenfalls um einen Kamehügel, der überwiegend aus Sand und Schluff aufgebaut ist. Auch dieser Hügel
war mit Lärchen aufgeforstet worden. Jedoch ist die Aufforstung 2010 beseitigt und der Steppenrasen wiederhergestellt
worden.

8. Im Süden und Westen erstreckt
sich der buchtenreiche, flache Wesensee (siehe "Wesensee").

 

9. Im Südwesten hinter dem Wesensee, am Nordrand des Endmoränenbogens, sind die Hänge und Trockenrasen der „Brodowiner Karpaten“ mit dem Karpaten-Aussichtspunkt (siehe „Kossäten-Tour“) und dem benachbarten Eickertberg zu sehen.

 

10. Rechts davor, im Südwesten auf der anderen Seite des Wesensees, ist der mit Kiefern aufgeforstete Schiefe Berg zu sehen – wahrscheinlich auch ein Kame. Am linken Rand des Schiefen Berges sind die Ausläufer der
artenreichen Steppenrasen auf dem Süd- und Südosthang noch zu erkennen (siehe Station „Schiefer Berg“).


11. Direkt rechts daneben, auf einer großen  Halbinsel im Wesensee, ist der zeitweise mit Lärchen aufgeforstete Hügel des  „Bullenwerders“ als Nachbarhügel des Schiefen
Berges erkennbar. Auch hierbei handelt es sich wohl um einen Kame, der durch die Aufforstung seine Steppenrasen weitgehend verloren hatte.

 

12. Rechts dahinter endet der Endmoränenbogen mit dem Herrscher- und dem Schütteberg hinter dem Südende Brodowins.


13. Im Westen, hinter der Nordbuch des Wesensees, prägt der Brodowiner Dorfanger mit seinen großen Höfen und der schönen Stüler-Kirche den Blick. Davor, am Nordufer des Wesensees, ist außerdem der kleine, zum Teil mit Kiefern bestandene Rosmarinberg und hinter dem Dorfanger von Brodowin die  röhrichtgesäumte Wasserfläche des  Weißensees zu erkennen.


14. Im Nordwesten ragt an der Westseite des Parsteinsees die bewaldete, markante Kuppe des Rosinberges aus der Landschaft hervor.


15. Dahinter fällt am Horizont ein bewaldeter Höhenrücken auf. Dies ist die  Stauchendmoräne des Grumsin. Geologisch besteht das Gebiet aus sehr verschiedenen Ablagerungen, die durch den Druck der Gletscher wild durch- und ineinander verpresst wurden. So kann man dort an einer Stelle Lehm finden, wenige Meter weiter aber schon wieder
Sand, Kies und Steine. Das Buchenwaldgebiet mit zahlreichen darinnen gelegenen Mooren und Seen ist seit 2011 Teil des Weltnaturerbes
„Buchenurwälder der Karpaten und alte  Buchenwälder Deutschlands“. Der bei gutem Wetter sichtbare Funkturm steht bereits hinter
dem Grumsin am Telegrafenberg zwischen  Altkünkendorf und Zuchenberg.