Station Forsthaus Liepe

Kopfsteinpflasterstraßen

Die Pflasterstraßen der Region sind mehr als bloße Verkehrswege. Seit über 300 Jahren prägen sie das Landschaftsbild. Sie sind kulturhistorische und ästhetische Alleinstellungsmerkmale und nach der Schutzverordnung des Biosphärenreservats als Kulturdenkmale geschützt.


Zeugt es doch von der nachhaltigen Wirtschaftsweise und dem hohen handwerklichen Können der Altvorderen, dass sie die mühsam von den Äckern gesammelten Steine oder aus den zahlreichen Steinschlägergruben entnommenen Blöcke sinn- und kunstvoll als Straßenbelag verwendet haben. Die Farbenvielfalt ist immens! Beim genaueren Betrachten fallen viele rötliche Geschiebe ins Auge. Das sind meist Granite, Porphyre oder Gneise, die überwiegend aus dem Mineral Kalifeldspat bestehen. Aber auch gelbliche, graue oder fast schwarze Steine treten regelmäßig auf. Und wer besonders gut aufpasst, kann alle dutzend Meter sogenannte Geschiebezwillinge entdecken. Das sind Steine, die ursprünglich mal zusammengehörten, mit dem Straßenbau aber geteilt und nahe beieinander verbaut wurden.


Erlensumpf und Öltrasse

Nordöstlich der Straßenkreuzung erstreckt sich wieder ein ausgedehnter Erlensumpf (siehe Station „Elsbruch“) – die Wälder des Naturschutzgebietes Plagefenn sind überall durchzogen von Waldmooren, Erlensümpfen und Waldsöllen. Ein Paradies für Kraniche, Waldwasserläufer und Schwarzstörche!

Südlich der Kreuzung verläuft von Nordost nach Südwest eine langgestreckte Waldlichtung, die von Rindern beweidet oder durch Mahd offengehalten wird. Was es mit dieser Lichtung auf sich hat, wird erst klar, wenn man ein Stück nach Südwesten geht: Hier verläuft eine unterirdische Treibstoffleitung von den Schwedter Raffinerien nach Berlin. In größeren Abständen verraten Pump- und Kontrollstationen das Geheimnis.


Für die Tierwelt ist dies kein Nachteil. Oft stehen Kranichfamilien aus den umliegenden Brüchen auf der Leitungstrasse, und in wassergefüllten Mulden sind im Frühjahr die klangvollen Rufe der Rotbauchunken und das lärmende Quaken der Laubfrösche zu hören. In den alten Buchen-,  Eichen- und Ulmenbeständen der umliegenden Wälder ist der Mittelspecht als Naturnähezeiger alter Laubwälder besonders häufig. Gerade auf sonnenexponierten Alteichen am Rande der Leitungstrasse ist er oft gut zu beobachten.


Naturschutzorientierte Forstwirtschaft

Die Flächen rings um die Lieper Försterei sind Teil des Biosphärenreservates. Was die Choriner Forstreviere in besonderer Weise auszeichnet, ist die naturschutzorientierte Bewirtschaftung, insbesondere der Buchenwälder. Seit 1990 wurden hier in mehreren Forschungsprojekten der Schutzgebietsverwaltung die Auswirkungen der forstlichen Nutzung auf die biologische Vielfalt der Buchenwälder untersucht und daraus Empfehlungen und Standards für die Bewirtschaftung  entwickelt. Diese setzen die Leiter der staatlichen Forstreviere nun gewissenhaft um.

 

So wird zum Beispiel ein Teil der älteren Bäume als „Methusalem“ ausgewählt und dem natürlichen Altern und Absterben überlassen. Die Förster streben eine dauerwaldartige Bewirtschaftung an mit einem kleinflächigen Nebeneinander aller Waldentwicklungsphasen – von der Lücke bis zur  Zerfallsphase. Totholz wird so weit wie möglich im Bestand belassen und auf nichtheimische Baumarten verzichtet.

 

Mikrohabitate wie Höhlen, Spalten, Rindentaschen, Kronenbrüche, Wurzelteller und besondere  Pilzbesiedlungen werde bei der Bewirtschaftung möglichst geschont und im Bestand belassen.  Mikrohabitate und waldbauliche Naturschutzmaßnahmen sind anschaulich und reich bebildert im „Praxishandbuch – Naturschutz im Buchenwald“ von WINTER et al. 2015 nachzulesen (herausgegeben vom Brandenburger Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und  Landwirtschaft Potsdam). Hier wird auch die biologische Vielfalt naturnaher Waldstrukturen exemplarisch vorgestellt.