Station Torfmoos-Moor

Sumpfporst, Randlagg, Wollgras und merkwürdige Eulen

Ein Torfmoos-Moor ist eine besondere Ausprägung eines Fenns – hier herrscht Wildnis! Torfmoospolster, Randlagg, Wollgras und Sumpfporst – die Worte zeigen schon, dass wir hier in eine andere, vielen Menschen unbekannte Welt hineinblicken.

 

Das Moor besteht aus einem wassergesättigten hellgrünen Torfmoospolster, das im Zentrum des Moores etliche Meter mächtig sein kann. Torfmoose sind wundersame Pflanzen: Sie bilden keine festen Kissen wie viele andere Moose, sondern wachsen lose und nicht durch Wurzeln verbunden nebeneinander her. Es sind Wesen, die fast unendlich lange wachsen können. Die Moospflänzchen wachsen immer weiter nach oben, während sie unten absterben. Auf diese Weise könnten Torfmoospflanzen mehrere Hundert oder gar Tausende Jahre alt werden!

 

Bis zum Himmel können sie aber nicht wachsen, da sie kein Stützgewebe ausbilden. Sie sacken in sich zusammen. Durch das Wasser von der Luft getrennt, entsteht Torf. Eine Faustregel besagt, dass ein Moor in 100 Jahren nur zehn Zentimeter nach oben wächst, das entspricht einem Meter in tausend Jahren. Je nach Niederschlag und Wasserstand hebt und senkt sich die Moorfläche, quillt auf und schrumpft wieder zusammen. Man sagt, das Moor oszilliert.

 

Auf dem Torfmoospolster wachsen besondere Pflanzen: Scheidiges Wollgras, Rauschbeere, Moosbeere, Polei-Gränke und hier und da sogar Sonnentau. Die Moorfläche ist dicht bestanden mit einem immergrünen, niedrigen, sehr intensiv nach Rosmarin duftenden Strauch, der im Mai weiße Blütenkerzen bildet: der Sumpfporst (Ledum palustre). Auch Moorbirken und Kiefern wachsen auf dem Torfmoospolster. Wenn sie älter und schwerer werden, finden die Wurzeln keinen Halt mehr auf der Moorfläche. Die Bäume kippen allmählich um, bis ihr Stamm im Torfkörper eingeschlossen und konserviert wird.

 

Das Torfmoosmoor wird von einem sogenannten Randlagg umgeben. Es handelt sich um einen Saum, der besonders im Winter und Frühjahr Wasser führt, im Spätsommer und Herbst jedoch trockenfallen kann und dann eine schlammige Fläche bildet. Wegen des oben beschriebenen Oszillierens kann das Torfmooskissen nicht mit dem umgebenden Waldboden zusammenwachsen. Und so bleibt das Randlagg erhalten.

 

Torfmoosmoore sind vorwiegend regenwassergespeist und deshalb sauer und nährstoffarm. In niederschlagsreichen Gegenden, etwa in Nordwestdeutschland und entlang der Ostseeküste, wachsen die Torfmoose so schnell, dass sich weitgehend baumfreie Hochmoore bilden, die sich uhrglasförmig aufwölben und sich mehrere Meter über die umgebende Landschaft erheben. Im Plagefenn reichen die Niederschläge dafür nicht aus. Die hier sichtbare Form des  baumbestandenen Torfmoosmoores ist deshalb typisch für diese Region.

 

Das Sumpfporst-Torfmoosmoor beherbergt einige sehr spezialisierte und seltene Insektenarten, insbesondere Nachtfalter. Der Eberswalder Entomologe Arnold Richert konnte im Plagefenn 238 Schmetterlingsarten nachweisen, davon 217 Arten mit aktuellen Nachweisen (Richert 2007). Fünf Arten sind besonders eng an Torfmoosmoore gebunden: der Gefleckte Rauschbeerenspanner, der Sumpfporst-Blütenspanner, die Heidemoor-Rindeneule, Haworths Hochmooreule und die  Moorbunteule. Die im Plagefenn vorkommende Erlen-Pfeileule und die Rote Mooreule, deren Raupen an Sumpffarn oder Fieberklee leben, sind in Brandenburg und deutschlandweit gefährdet.